Älteste Privathäuser Torgasse

Älteste Häuser Torgasse alt-neu
Älteste Häuser Torgasse

Leider wurden durch die vielen Brände in Münchberg immer wieder Gebäude zerstört, so dass es nur wenige Überreste aus den vorherigen Jahrhunderten gibt. Auf dem Friedhof finden sich die wohl ältesten Zeugen der Münchberger Geschichte. Die Friedhofskirche wurde 1746 errichtet und blieb von den Großfeuern verschont, da sie sich außerhalb der Stadtbefestigung befand. An der Nordmauer der Kirche sind Grabsteine angebracht, die noch älter sind. Auf der Grabplatte von Bürgermeister Georg Krinius liest man sein Totesjahr 1626.

Fachwerkhaus um 1910. Das Haus stellt zusammen mit dem ehemaligen Kaufhaus Pock und dem Hotel Adler einen prachtvollen Komplex zur Zeit der Belle Epoque dar.Zu den ältesten Privathäusern in Münchberg zählen die Gebäude auf der Nordseite der Torgasse unterhalb der Stadtkirche. Die Situationspläne geben Aufschluss, welche Gebäude nach Großbränden vernichtet wurden. Die beiden Brandunglücke 1837 und 1845 vernichteten jeweils große Teile der Stadt, aber beide Male blieben die Häuser in der Torgasse verschont. Sie könnten nach dem Feuer vom 16. Juli 1729 errichtet worden sein. Dieses brach in unmittelbarer Nähe, im Bereich der unteren heutigen Bismarckstraße, aus. Das Anwesen gehörte damals Johann Georg Ruckdeschel. Bis zu diesem Brand waren die Familien Frisch, Schöttner und Ottin die Besitzer dieser drei beschriebenen Häuser in der Torgasse.

Als ältestes Gebäude der Stadt Münchberg gilt das Fachwerkhaus (Foto links) etwa 50 Meter südlich der Torgasse, unterhalb der Alten Poststation. Es stellt zudem eines der wenigen erhaltenen Beispiele für Wohnbauten aus der Barockzeit dar. Die prunkvolle Fachwerkfassade und ausladenden Holzdecken weisen auf einen gewissen Wohlstand der einstigen Bewohner hin und zeigen die Bedeutung der Stadt in der Frühmoderne auf. Das historische Fachwerkhaus wurde um 1700 als Schmiede errichtet und gehörte in dieser Funktion zur ehemaligen Postkutschenstation (später Hotel Adler). Im 19. Jahrhundert wurde es zur Bäckerei umgebaut. Seit 2015 bemüht sich eine Arbeitsgruppe um die Sanierung des Bauwerks. Nähere Informationen finden sich unter www.fachwerkhaisla.de.

Stadtansicht Mitte 18. JahrhundertIm damaligen Stadtkern um die Ludwigstraße waren die Häuser unmittelbar aneinander gebaut und bestanden teilweise aus Holz, die Dächer waren nur mit Schindeln gedeckt. So konnten ausbrechende Feuer schnell von einem zum anderen Haus übergreifen. Alle Gebäude, die sich innerhalb der Stadtbefestigung zwischen Klosterplatz, Bismarckstraße, Unterem Stadttor und Oberen Graben befanden waren dadurch immer größter Gefahr ausgesetzt.

Sieben schwere Großbrände vernichteten mehrmals weite Teile der Stadt. Bereits 1430 kam es zu Brandschatzungen während der Hussitenkriege. 1534 brannten nahezu alle Gebäude durch ein Großfeuer nieder, das nächste folgte 1617. Am 1. April 1631 wurden die Kirche, die Pfarrei, die Schul- und andere Gemeindegebäude sowie 96 Privathäuser und 17 Scheunen innerhalb weniger Stunden ein Raub der Flammen. Eine weitere Brandkatastrophe folgte am 26. September 1701, bei der die Kirche, die Superintendur, die beiden Kapellen, 82 Häuser mit Ställen und 6 Scheunen innerhalb zwei Stunden eingeäschert wurden. Darunter auch die beiden Schulhäuser mit kostbaren Bibliotheken. Die brennenden Schiefer des Kirchturms wurden vom heftigen Wind über die ganze Stadt verstreut. Eine Bibel des Archidiakons Meyer und der Tisch auf dem sie lag sowie die dabei stehenden Stühle überstanden das Feuer, obwohl die kirchlichen Einrichtungen rundherum zu Pulver verbrannten. Ein vernichtendes Großfeuer folgte am 16. Juli 1729, das lediglich den Bereich westlich der Kirche und die Südseite der Torgasse verschonte. Ansonsten brannten die Kirche, das Rathaus, das Kommunbrauhaus und mehr als 50 weitere Häuser mit Nebengebäuden nieder. Am 12. August 1837 äscherte abermals ein weiteres schweres Brandunglück nahezu die gesamte Obere Stadt ein, bei dem über 100 Gebäude ein Raub der Flammen wurden. Schließlich gab es im Jahr 1845 zwei unmittelbar aufeinander folgende Brände, die im Bereich der Kulmbacher Straße wüteten. In der ersten Brandnacht vom 8. zum 9. Juli wurden fast 20 Häuser vernichtet oder beschädigt. Noch schlimmer kam es zwei Nächte darauf, als nahezu 50 Wohnhäuser total und fast die gleiche Anzahl zum Teil vernichtet wurden, dazu mehrere Scheunen und andere Holzbauten. Bei den Abbrucharbeiten der Brandstätten stürzte auch das Untere Stadttor mit ein.

Neben diesen schlimmen Stadtbränden finden sich im Stadtarchiv noch etwa zwanzig weitere Feuer die immer wieder Gebäude vernichteten. 1682 brennt die Bechermühle bis auf die Grundmauern nieder. 1726 brannte die Apotheke, 1823 das Kastner-Anwesen, 1834 Scheunen und Stallgebäude bei der Post und 1841 der Schwarze Adler. Nach dem Großbrand 1729 unterstützte der damalige Markgraf den Wiederaufbau mit Geld anstatt des Bauholzes (der Wald gab durch den vorhergegangenen Brand nichts mehr her) und mit Steuerbefreiungen von 10 Jahren. Aber er wollte den Bränden entgegenwirken und erließ verschiedene Bauordnungen. Unter anderem sollten die Giebel in der Stadt nicht mehr zur Straße stehen, so dass zwischen jedem fünftem oder sechstem Haus eine Brandmauer errichtet werden konnte. Als Schneisen ließ er Quergassen anlegen und gab vor, die Dächer mit Schiefer anstatt mit Holzschindeln zu decken. Was auch geschah, allerdings häufig nur auf der Straßenseite. Allen voran deckte der Bürgermeister und Apotheker Saher die Rückseite der Häuser mit billigen Schindeln. Ein Betrug der aufflog, so dass der Markgraf mit Streichung der Steuererlässe drohte und die sofortige Entfernung der Schindeln und ihren Ersatz durch roten Schiefer forderte.

In der Oberen Stadt ist selbst heute der ehemalige Stadtkern um die Ludwigstraße aus der Luft noch immer gut zu erkennen. Im Foto unten ist der Bereich der ehemaligen Stadtbefestigung abgegrenzt und markante Stellen entsprechend gekennzeichnet.

Stadtkern - Obere Stadt


Video: Luftaufnahmen Älteste Privathäuser Torgasse und Fachwerkhaus


Texter, Autoren, Fotografen, Rechteinhaber oder Quellen:
Rainer Fritsch, Adrian Roßner, Stadtarchiv
HMW Station: H19 Älteste Privathäuser Torgasse - Adresse: Torgasse 4